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Selenski übt Kritik am Westen
Aus Tagesschau vom 18.05.2024.
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Krieg in der Ukraine Die Lage in der Ukraine – die Übersicht

Die militärische Lage

Russland hat die Ukraine in der Nacht zum Sonntag erneut mit massiven Drohnenangriffen überzogen. Die Ukraine meldete die erfolgreiche Abwehr des Luftangriffs. Russland habe mit 37 Angriffsdrohnen die Regionen Kiew, Odessa, Mykolajiw, Sumy, Winnyzja, Schytomy, Tscherkassy und Cherson attackiert, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Alle Drohnen vom iranischen Typ Schahed seien von der Luftabwehr abgeschossen worden. Das Militär sprach dabei von einer «Luftabwehrschlacht».

Auch auf der russisch besetzten Schwarzmeerhalbinsel Krim gab es Berichten zufolge in der Nacht Explosionen. Die Luftabwehr in Sewastopol habe einen ukrainischen Raketenangriff abgewehrt, teilte der von Moskau eingesetzte Krim-Gouverneur Michail Raswoschajew auf seinem Telegram-Kanal mit. Nach Angaben des Rettungsdienstes von Sewastopol wurden aber keine Schäden an der zivilen Infrastruktur gemeldet. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Bereits am Samstag lieferten sich im Osten der Ukraine russische und ukrainische Truppen erneut schwere Kämpfe. Im Mittelpunkt der Gefechte lag nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs die Umgebung von Tschassiw Jar in der Region Donezk. Dort seien mehrere russische Angriffe abgeschlagen worden. Dabei seien über 29 gepanzerte Fahrzeuge der russischen Streitkräfte zerstört worden.

Selenski räumt Probleme bei der Armee ein

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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski räumte in einem Interview mit der französischen Nachrichtenagentur AFP Probleme bei der Armee ein.

Es fehle an Männern, die Moral müsse verbessert, so Selenski. Viele Brigaden seien leer, doch die Soldaten an der Front bräuchten eine normale Ration, um die Moral zu bessern. Ferner benötige die Ukraine mehr Luftverteidigung, sagte Selenski weiter. Aktuell habe sie nur etwa ein Viertel dessen, was für die Verteidigung benötigt würde.

Laut Selenski könnten die russischen Angriffe bei der Stadt Charkiw die erste Welle einer grösseren Offensive sein.

Abhilfe für die Armee will die Ukraine nun mit einem neuen Mobilisierungsgesetz schaffen. Dieses trat am Samstag in Kraft.

Vor rund zehn Tagen hat Russland einen Grossangriff auf den Osten der Ukraine gestartet. Seither seien in der Region Charkiw mehrere Tausend Einwohnerinnen und Einwohner evakuiert worden. Das teilte der Gouverneur der Region mit.

Zerstörte Wohnhäuder in Charkiw.
Legende: Im Rahmen der russischen Offensive im Grenzgebiet bei Charkiw werden auch immer wieder Wohnhäuser in der Stadt Charkiw beschossen. Keystone / SERGEY KOZLOV

Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau die Ortschaft Staryzia in der Region Charkiw eingenommen. Die Einheiten rückten in dem Gebiet weiter vor, so das Ministerium.

Ukraine rechnet mit monatelangen Stromabschaltungen

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Wegen der schweren Schäden an Kraftwerken und Umspannwerken in der Ukraine rechnet die Regierung mit monatelangen Stromabschaltungen. Erst ab August oder September sei mit einer Verbesserung zu rechnen, sagte Jurij Bojko, Berater des Ministerpräsidenten und Aufsichtsrat beim Versorger Ukrenergo, am Donnerstag in Kiew. Wie schon am Mittwoch gab es auch am Donnerstag regional gestaffelte Abschaltungen, um Strom zu sparen. Auch Strassenzüge in der Hauptstadt Kiew waren betroffen.

Durch die Raketenangriffe Russlands habe das Stromnetz grossen Schaden genommen, sagte Bojko. «Um das Stromsystem im Gleichgewicht zu halten und Unfälle zu vermeiden, waren die Disponenten gezwungen, ausserordentliche Massnahmen zu ergreifen und den Verbrauchern den Strom abzuschalten.» Bei dem kalten Wetter derzeit sei der Verbrauch hoch. Im Spätsommer werde der Verbrauch niedriger sein; zudem gebe es mehr Solarenergie.

In der russischen Grenzregion Belgorod hat es gemäss der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass nach einem Raketenalarm am Samstag eine Explosion gegeben. Infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine steht auch Russlands Grenzregion immer wieder unter Beschuss. Opfer und Schäden stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu Kriegsfolgen in der Ukraine.

Diplomatie und Unterstützung

Kremlchef Wladimir Putin hat den in der Schweiz geplanten Ukraine-Gipfel als Druckmittel gegen Russland kritisiert. Die am 15. und 16. Juni auf dem Bürgenstock geplante Konferenz sei der Versuch, Russland Bedingungen für eine Beendigung des Konflikts aufzuzwängen, so Putin am Freitag zum Ende seiner zweitägigen China-Reise in der Stadt Harbin.

Bürgenstock-Konferenz: Mehr als 50 Zusagen

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Einen Monat vor der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock haben schon mehr als 50 Länder zugesagt, aber ein besonders wichtiges noch nicht: «China hat sich bis jetzt noch nicht angemeldet», räumte Bundespräsidentin Viola Amherd nach einem Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz ein, fügte aber hinzu: «Wir gehen davon aus, dass es bis zum letzten Moment Veränderungen auf dieser Teilnehmerliste geben wird.»

Die Schweiz hat für den 15. und 16. Juni rund 160 Länder eingeladen.

Für einen Erfolg der Konferenz wird es als entscheidend angesehen, dass nicht nur die westlichen Verbündeten dabei sind, sondern auch einflussreiche mit Russland befreundete Staaten – allen voran China. Amherd betonte, wie wichtig ihr eine Teilnahme von nicht-europäischen Staaten sei.

Auch der Vatikan gab nach Angaben von italienischen Nachrichtenagenturen seine Teilnahme an der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock bekannt. 

 Der Heilige Stuhl werde als Beobachter auf dem Bürgenstock anwesend sein und sich auf die humanitären Aspekte konzentrieren, sagte demnach Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Bereits zuvor hatte auch der höchste Würdenträger der orthodoxen Kirchen, der Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus, seine Teilnahme angekündigt.

Das Nato-Mitglied Polen will mit Milliardensummen seine Ostgrenze besser sichern. Ministerpräsident Donald Tusk kündigte dazu Investitionen im Umfang von umgerechnet mehr als 2.3 Mrd. Euro an. «Wir beginnen ein grosses Projekt zum Aufbau einer sicheren Grenze, einschliesslich Befestigungsanlagen und Umgestaltung des Geländes, damit diese Grenze nicht mehr als Einfallstor für einen potenziellen Feind dienen kann», erklärte Tusk.

Russland und China für Sicherheitsgürtel von Atommächten

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Russland und China haben sich in der gemeinsamen Erklärung für eine Pufferzone von Atommächten gegenüber anderen Militärbündnissen ausgesprochen. «Atommächte sollten die globale strategische Stabilität wahren und das Prinzip der gleichen und unteilbaren Sicherheit achten, sich gegenseitig nicht an den lebenswichtigen Interessen vergreifen», heisst es in der gemeinsamen Erklärung von Kremlchef Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping.

Insbesondere sei auf eine «Expansion von Militärbündnissen und -koalitionen und die Schaffung militärischer Brückenköpfe direkt an der Grenze anderer Atommächte» zu verzichten. Die Erklärung dürfte sich vor allem gegen den geplanten Nato-Beitritt der Ukraine richten. Russland hat die Invasion in der Ukraine auch mit der Nato-Osterweiterung begründet. Die Atommacht sieht sich durch eine mögliche Mitgliedschaft der Ukraine in dem Militärbündnis in ihrer eigenen Sicherheit bedroht.

Geflüchtete und Kriegsopfer

Präsident Selenski hat Ende Februar die Zahl der getöteten Soldaten seiner Streitkräfte mit 31'000 angegeben. Diese Zahl ist die erste offizielle Nennung von Opferzahlen des Militärs im nun seit mehr als zwei Jahren andauernden Krieg gegen die russische Invasion.

Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass die Zahl der getöteten oder verwundeten russischen Soldaten inzwischen die Marke von 350'000 überschritten hat. Dies sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Mitte März. Mitte Februar hatte das US-Verteidigungsministerium die Zahl getöteter oder verwundeter russischer Soldaten auf 315'000 geschätzt.

Laut den ukrainischen Streitkräften hat Russland mehr als 491'080 Soldaten verloren (Stand 18. Mai 2024). Die Zahl beinhaltet getötete wie auch schwer verletzte Soldaten.

Wie Russland macht die Ukraine in der Regel keine Angaben zu Getöteten und Verletzten in den eigenen Reihen. Unabhängig lassen sich die Angaben der Kriegsparteien nicht prüfen.

Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 hat die UNO in der Ukraine mindestens 10'810 getötete Zivilistinnen und Zivilisten registriert – darunter mehr als 560 Kinder. Weitere 20’556 Zivilisten seien seit Beginn der russischen Invasion verletzt worden (Stand 9. April 2024). Die UNO zählt nur Fälle, die sie bestätigen konnte.

Umgekehrt seien in der russischen Region Belgorod seit Beginn des Ukraine-Kriegs laut den örtlichen Behörden 120 Zivilisten bei ukrainischen Angriffen getötet worden, darunter elf Kinder. 651 Menschen seien verletzt worden.

Glückskette ruft zu Spenden für die Ukraine auf

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Angesichts der humanitären Krise in der Ukraine sammelt die Glückskette Spenden für die betroffene ukrainische Bevölkerung. Millionen Menschen – vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen – sind bereits geflohen und suchen Zuflucht in den Nachbarländern oder in Gebieten im Landesinnern, die von Kämpfen verschont geblieben sind. Die Glückskette unterstützt geflüchtete Menschen über ihre Partnerorganisationen innerhalb der Ukraine, den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldawien und Ungarn sowie in der Schweiz.

Spenden können unter www.glueckskette.ch oder auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Krise in der Ukraine», getätigt werden.

Knapp sechs Millionen Menschen haben seit Kriegsbeginn die Ukraine verlassen und Schutz in europäischen Ländern gesucht, weltweit sind es über 6.4 Millionen Geflüchtete (Stand 9. Mai 2024). Das teilte das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) mit. Die Zahl der Binnenflüchtlinge beziffert die für Flüchtlingsfragen zuständige Vizeregierungschefin auf 4.9 Millionen (Stand 18. November 2023).

65'148 Personen, die wegen des Kriegs gegen die Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, haben einen Schutzstatus S. Das teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) mit (Stand 16.05.2024). Bei insgesamt 23'506 Personen wurde der Status S beendet.

Wie prüft SRF die Quellen in der Kriegsberichterstattung?

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Die Informationen zum Ukraine-Krieg sind zahlreich und zum Teil widersprüchlich. Die verlässlichsten Quellen sind eigene Journalistinnen und Reporter anderer Medien vor Ort, denen man vertrauen kann. Weitere wichtige Quellen sind Augenzeugen – also Menschen vor Ort, die Eindrücke vermitteln können.

Besonders zu hinterfragen sind Informationen von Kriegsparteien. Denn alle Kriegsparteien machen Propaganda – in diesem Angriffskrieg vor allem die russischen, offiziellen Quellen. Die Aussagen der Kriegsparteien ordnen wir entsprechend ein. Grundsätzlich gilt bei SRF: Je schwieriger und unzuverlässiger die Quellenlage, desto wichtiger ist Transparenz. Umstrittene Fakten und Informationen, die nicht unabhängig überprüfbar sind, werden als solche kenntlich gemacht.

Krieg in der Ukraine

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Tagesschau, 18.05.2024, 13 Uhr;

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